Franz West war eine originäre Art eigen, spontan kommunikative Momente und Konstellationen Einzug in seine persönlichen und künstlerischen Welten nehmen zu lassen. Lebensszenarien und menschliche Begegnungen fließen in die intuitiven und gewitzten Choreografien seiner künstlerischen Verfahren ein. Seine Kunst eröffnet Einblicke in die Tiefe der Oberfläche und in die Dauer des Augenblicks, um dessen Bedeutung er Bescheid wusste. Die Vollendung seiner Arbeiten findet immer in der Begegnung statt. Seine Passstücke und Sitzmöbel werden frei gesetzt, warten auf ihre Vervollständigung durch deren Rezeption, deren An- und Verwendung durch neue Gegenüber, frei von unbedingtem Beharren auf Intendiertes. Der Künstler erfasste dadurch wohl einen zentralen Moment von Bedeutung innerhalb der Gegenwartskunst, war damit wegweisend für ihre Weiterentwicklung weit über die lokale Kunstszene hinaus.
West nimmt jene Berührungsängste, die Kunst so oft auslöst, wie das Falsche zu sagen, das Unangemessene zu denken. So nah wie seinen Arbeiten rücken wenige Kunstwerke Menschen auf den Leib, wodurch Rezeption zur Teilnahme und Kunstschauplätze zu lebendigen Orten werden.
Dieser Aspekt darf und kann nach seinem irdischen Ableben nicht geschmälert werden und seine Skulpturen dürfen nicht nur bestenfalls Relikte eines lebendigen Prozesses darstellen.
Das Ziel des Archivs ist daher neben der möglichst vollständigen Dokumentation des Schaffens von Franz West auch die Förderung einer adäquaten Auseinandersetzung mit dem Künstler.
1947 Wien – 2012 Wien
1970 Beginn der künstlerischen Tätigkeit · 1977–82 Akademie der Bildenden Künste, Wien, bei Bruno Gironcoli · 1992/93 Lehrauftrag an der Städelschule Frankfurt a. M. · 1986 Otto-Mauer-Preis, Wien · 1993 Skulpturenpreis der EA-Generali Foundation, Wien · 1998 Wolfgang-Hahn-Preis der Gesellschaft für Moderne Kunst am Museum Ludwig, Köln · 2011 Goldener Löwe, 54. Biennale di Venezia / Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
Nach seinem internationalen Durchbruch in den 1980er-Jahren hatte Franz West weltweit zahlreiche Einzel-Ausstellungen- und Ausstellungsbeteiligungen, darunter umfassende Retrospektiven mit jeweils mehreren Stationen:
Franz West, Proforma, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 16. März–19. Mai 1996, Kuratorin: Eva Badura-Triska; Kunsthalle Basel, 9. Juni –25. August 1996, Kurator: Peter Pakesch; Kröller-Müller Museum Otterlo, 5. Oktober 1996–10. Januar 1997, Kuratorin: Marianne Brouwer
Franz West, to build a house you have to start with the roof, Baltimore Museum of Art, 12. Oktober 2008–4. Jänner 2009; Los Angeles County Museum of Art, 15. März –7.Juni, 2009 Kuratorin: Darsie Alexander
Franz West, Gnadenlos/Merciless, MAK – Museum für angewandte Kunst Wien, 21. November 2001–24. Februar 2002; MASS MoCA – Massachusetts Museum of Contemporary Art in North Adams, 26. April–27. Oktober 2002, Kuratorin: Martina Kandeler-Fritsch
Franz West, Autotheater, Museum Ludwig Köln, 11. Dezember 2009–14. März 2010, Kuratoren: Katja Baudin, Kapser König; Madre – Museo d'arte contemporanea Donnaregina, Neapel, 15. Mai–23. August 2010, Kurator: Mario Codognato; Kunsthaus Graz, 24. September 2010–9. Januar 2011, Kurator: Peter Pakesch
Franz West, Wo ist mein Achter? / Where is my Eight?, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 23. Februar – 26. Mai 2013, Kuratorin: Eva Badura-Triska; MMK – Museum für Moderne Kunst Frankfurt, 29. Juni–13. Oktober 2013, Kurator: Klaus Görner; The Hepworth Wakefield, 13. Juni–14. September 2014, Kuratorin: Eva Badura-Triska
Franz West, Centre Pompidou Paris, 12. September–10.Oktober 2018, Kuratorin: Christine Macel; Tate Modern London, 20. Februar–2. Juni 2019, Kurator: Mark Godfrey
1992 und 1997 war Franz West documenta-Teilnehmer.
1990 repräsentierte er Österreich auf der Biennale Venedig.
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